Azubi Gesundheit
Vor dem Hintergrund sich wandelnder gesellschaftlicher Rahmenbedingungen, wie zunehmender Arbeitsverdichtung, einer längeren Lebensarbeitszeit, der demographischen Entwicklung und steigender psychosozialer Belastungen, wurde von der Landesfachschule des Kfz-Gewerbes Hessen in enger Zusammenarbeit mit der Innungskrankenkasse (IKK) ein Projekt zur Verbesserung der Gesundheit im Kfz-Gewerbe entwickelt.
Im Jahr 2004 wurde das Institut für Gesundheitsförderung und –forschung (IGFF) aus Dillenburg beauftragt, ein Konzept zur Förderung von Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden junger Auszubildender zu entwickeln und durchzuführen.
Zu Beginn wurden Daten von den Auszubildenden zum Gesundheitszustand, zum Gesundheitsverhalten und zu Belastungen im Betrieb und der Berufsschule erhoben und ausgewertet. Es zeigte sich, dass bereits zweidrittel der Auszubildenden über Rückenbeschwerden klagten. Weitere häufige Gesundheitsstörungen waren Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen, grippale Infekte und Schlafstörungen. Bezüglich des Gesundheitsverhaltens wurden als Problembereiche Nikotinmissbrauch, Bewegungsmangel und Schlafdefizite identifiziert. Sinn und Zweck der Schulungen ist, den Auszubildenden, aber auch den Ausbildern, theoretische Kenntnisse und praktische Erfahrungen zu vermitteln. Wie wird rückengerecht gearbeitet und gelebt, wie kann alltäglicher Stress besser bewältigt werden, was bedeutet bedarfsgerechte Ernährung und welche Gefahren gehen von Suchtmitteln aus. Der Erfolg und die Initiative des Projekts blieb nicht lange ohne Honorierung und wurde beim Deutschen Präventionspreis 2007 mit einer Ehrenurkunde gewürdigt. Seit Beginn an hat das Projekt einen festen und regelmäßigen Platz im Stundenplan. Azubi-Gesundheit ist ein Projekt, das in jeder Ausbildungsstätte und branchenübergreifend durchgeführt werden sollte.
Israel Ausbildungsprojekt
Anfang 2005 wurde die Landesfachschule von Achim Vandreike (Kinder- und Jugend-Aliyah) angesprochen, ob eine Gruppe junger israelische Kfz-Schüler eine Woche in der Landesafachschule verbringen könnte. Der spontanen Zusage folgte eine gemeinsame Planung durch den Schulleiter der Landesfachschule des Kfz-Gewerbes Hessen, Claus Kapelke und Pava Raibstein, Geschäftsführerin Jugend-Aliyah. Seither kam es regelmäßig zu Besuchen von Jugendlichen in der Landesfachschule. Die Teilnehmer hatten im Rahmen des ein- bzw. fünfwöchigen Aufenthalts die Möglichkeit an Schulungen der Landesfachschule teilzunehmen aber auch Stadt und Land kennen zu lernen. Dazu kam ein ausgewogenes Kulturprogramm. Im Rahmen einer Israelreise der Jugend-Aliyah im November 2007, besuchte der Schulleiter Claus Kapelke das Jugenddorf in Israel. In dieser Zeit wurden die persönlichen Kontakte verstärkt und dieses gemeinsame Projekt weiterentwickelt.
Das Hadassah Neurim Youth Village, liegt ca. 80 km nördlich von Tel Aviv. Als Jugenddorf der Jugend-Aliyah leben hier 200 Jugendliche unterschiedlicher Herkunft und Religion. Allen gemeinsam ist eine problematische persönliche Situation. Die Jugendlichen erhalten dort eine Schul- und Berufsausbildung und wohnen in familienähnlichen Gruppen. Ein Schwerpunkt der Arbeit in Neurim ist die Ausbildung im Kfz-Bereich. Hier haben die teilnehmenden Schüler die Möglichkeit sich auf eine entsprechende berufliche Zukunft vorzubereiten. Viele finden durch die Ausbildung eine Arbeitsstelle und haben so die Chance trotz ihrer schweren Jugend ein selbständiges und selbst bestimmtes Leben zu führen.
Im Laufe der bisherigen Zusammenarbeit wurde die Idee geboren, eine gemeinsame deutsch/israelische Kfz-Ausbildung für besonders begabte Jugendliche aus dem Jugenddorf Neurim durchzuführen. Der Vorteil für die Jugendlichen ist zum einen eine wesentlich breitere Ausbildung, als sie zur Zeit im Jugenddorf möglich ist und zum anderen bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt durch das bilaterale Zertifikat als Abschluss. Ausgangspunkt der Überlegungen war auch das Wissen um die gesellschaftliche Verantwortung im deutsch-israelischen Verhältnis, dem sich die Landesfachschule gerne stellt.
Die Jugendlichen besuchen das Jugenddorf und damit die Schule alle bis zur 12. Klasse. In den Klassen 10 bis 12 haben die besonders Interessierten die Möglichkeit parallel eine „Ausbildung“ in Kfz-Technik zu erhalten. Dies findet sowohl theoretisch im Unterricht, als auch in den Lehrwerkstätten statt. Aufgrund der einfachen Ausstattung, kann in den Lehrwerkstätten lediglich Grundwissen vermittelt werden. Ziel ist, den Schülern soviel Fertigkeiten und Kenntnisse zu vermitteln, so dass sie ein Niveau erreichen, das in etwa dem des deutschen Gesellen entspricht. Danach, ab Klasse 13 setzt das Austausch-Projekt ein, das eine zweijährige Ausbildung beinhaltet.